Warum du deine eigenen Bedürfnisse oft nicht mehr wahrnimmst

Und was du dagegen tun kannst

Wenn du dich häufig erschöpft und überfordert fühlst, kann es sein, dass du sehr oft deine eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrgenommen hast. Dadurch kannst du sie natürlich auch nicht mehr wirklich gut erfüllen. Somit bringst dich  selbst immer mehr in einen Erschöpfungszustand.

Möglicherweise versuchst du dennoch unbewusst deine Bedürfnisse zu erfüllen. Dies geschieht jedoch mit immer den gleichen Strategien und diese Automatismen sind oft nicht mehr gut geeignet. So bleiben viele deiner Bedürfnisse unerfüllt.

Ein Beispiel ist die Gestaltung von Pausen. Hier passiert es häufig, dass Menschen länger bleiben und/oder kaum Pausen machen, weil sie unbewusst damit ihr Bedürfnis nach Anerkennung befriedigen wollen.

Um diese Mechanismen zu verstehen, ist es zunächst einmal wichtig, zwischen Bedürfnissen und Strategien zu unterscheiden.

Unterscheidung zwischen Bedürfnis und Strategie

Bedürfnisse sind z.B. die Grundbedürfnisse wie essen, trinken und schlafen. Doch es gibt noch jede Menge darüber hinaus gehende Dinge, die alle Menschen (mal mehr und mal weniger) für ein zufriedenes Leben benötigen.

In diesem Artikel findest du eine sehr genaue Definition von Bedürfnissen, wie sie in der gewaltfreien Kommunikation verwendet wird. Aus diesem Konzept ist auch die Unterscheidung zwischen Bedürfnis und Strategie entstanden. Bedürfnisse sind sind für alle Menschen gleich und somit dienen sie sehr gut einer gemeinsamen Grundlage. Auf dieser Seite findest du Listen, welche Bedürfnisse es gibt.

Im Gegensatz dazu gibt es zu jedem Bedürfnis ganz viele unterschiedliche Strategien, um dieses Bedürfnis zu erfüllen. Deshalb gibt es auch so oft Konflikte, wenn wir an  ganz bestimmten Strategien festhalten. Denn genau in diesen Strategien sind wir sehr unterschiedlich. Das bedeutet dass wir meistens auf der Strategieebene streiten. Sobald jemand sein wahres Bedürfnis hinter der Strategie kommuniziert, kann wieder eine Verbindung stattfinden. Somit bringt es dir sehr viel Gelassenheit und weniger Stress mit deinen Mitmenschen, wenn du deine Bedürfnisse kennst und sie mitteilen kannst. Denn dann kann man gemeinsam überlegen, welche Strategie dann die Beste ist, um möglichst alle Bedürfnisse zu befriedigen. Das mag nicht immer gelingen, aber es bringt einen harmonischeren Prozess zu Tage. Dazu gehört dann auch eine Flexibilität in den möglichen Strategien. Hierzu kannst du mehr zum Loslassen von Strategien lesen.

Das alles klingt sehr einleuchtend, oder?

Doch als ich dieses Konzept kennen gelernt habe, hatte ich große Schwierigkeiten. Denn mir gelang es nicht, meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen.

Welche Gründe kann es geben, warum du deine Bedürfnisse nicht mehr wahrnimmst?

Als kleines Baby hattest du kaum Möglichkeiten, deine Bedürfnisse  genau auszudrücken oder auch etwas zu unternehmen, um diese zu erfüllen. Deine Eltern oder andere Bezugspersonen mussten erkennen, was du brauchst und waren meist auch für die Erfüllung zuständig. Du warst also bei der Bedürfnisbefriedigung auf andere Personen angewiesen. Wenn das gut gelungen ist, bekamst du das Gefühl, dass deine Bedürfnisse zufriedenstellend erfüllt werden und du darin unterstützt wirst.

Doch nicht immer konnten deine Eltern alle Bedürfnisse korrekt erkennen und erfüllen. Wenn es sich um keine existentiellen Bedürfnisse handelte, dann hast du gelernt, deine Bedürfnisse aufzuschieben.

Doch wenn sehr häufig deine Wünsche ignoriert und nicht erfüllt werden und möglicherweise durch dein weiteres Beharren die Beziehung zu deinen Bezugspersonen gelitten hat, dann wirst du deine Bemühungen einstellen. Dann ist es für dich als Kind sicherer und besser, wenn du nicht mehr wahrnimmst, was du eigentlich brauchst.

Dann entwickelst du als Kind Strategien, um die Beziehung zu deinen Bezugspersonen stabil zu halten. Diese Strategien automatisieren sich dann im Laufe deiner Entwicklung. Du hältst dann an diesen Strategien fest, auch wenn sie inzwischen nicht mehr zum Ziel führen.

Beispiel: Du wurdest als Kind häufig angetrieben wurdest und durftest nicht trödeln. Wenn du eine Sache schnell und zügig erledigt hattest, wurdest du gelobt. Als Erwachsener hast du dir diese Strategie automatisiert, auch wenn es inzwischen Situationen gibt, in denen du etwas sorgfältiger und langsamer machen solltest. In solchen Situationen fehlt die Anerkennung und dennoch machst du unbewusst weiter mit deiner Strategie. Außerdem übergehst du dann deine eigentlichen Bedürfnisse, wenn du dich beispielsweise nach Entspannung sehnst

Wie kannst du nun aus diesem Mechanismus aussteigen und wieder spüren, was du wirklich brauchst?
 

1.    Grundsätzlich hilft es, wenn du Achtsamkeit im Alltag trainierst. Horche immer wieder in dich hinein. Bleibe in Kontakt mit dir selbst, deinen Gefühlen, deinem Körper und deinen Gedanken. Diese Achtsamkeit hilft dir auch genau zu unterscheiden. Bei mir war es beispielsweise lange Zeit so, dass ich das Bedürfnis nach Gesellschaft nicht gespürt habe. Ich hatte gegen die aufkommenden Gefühle von Traurigkeit und Einsamkeit eine wirksame Strategie gefunden – Ich aß Süßigkeiten. Da diese Strategie jedoch andere Nebenwirkungen hatte und natürlich das ursprüngliche Bedürfnis nicht stillte, wurde ich immer unzufriedener. Sobald ich jedoch achtsam hinspürte, konnte ich lernen, andere Strategien zu verwenden.

2.    Deine Gefühle sind Hinweise auf deine Bedürfnisse. Sobald heftige Emotionen, wie beispielsweise Wut, Angst oder Traurigkeit hochkommen, kannst du dich auf die Suche nach dem dahinter liegenden Bedürfnis machen. 

3.    Sorge regelmäßig für Entspannung, denn wenn du im Stress bist, kannst du deine eigentlichen Bedürfnisse nicht mehr spüren. Das liegt daran, dass bei Stress dein System auf Notfallprogramm umstellt. Dann ist das Überleben das Wichtigste und andere Bedürfnisse müssen warten. Wenn du Anregungen brauchst, wie du deine Pausen optimal nutzt, findest du hier mehr dazu.

4.    Du kannst Situationen, die emotional schwierig waren, auch im Nachhinein analysieren. So kommst du dann auch an die tiefer liegenden Bedürfnisse. Wenn du dabei Unterstützung benötigst, kannst du hier eine sehr wirkungsvolle Übung zu diesem Thema bestellen.

Was gewinnst du, wenn du lernst, deine eigenen Bedürfnisse zu erkennen?

Du kannst besser mit deinen Mitmenschen kommunizieren.

Durch das Teilen deiner wahren Bedürfnisse bekommst du eine bessere Verbindung zu anderen Menschen.

Du öffnest dich für eine lösungsorientierte Suche nach guten Strategien.

Du übergehst nicht ständig deine eigenen Bedürfnisse.

Damit kannst du aus einem Erschöpfungszustand heraus kommen.

Du bleibst nicht im Problem stecken.

Möchtest du beginnen, deine Bedürfnisse besser wahrzunehmen?

Dann wende die gelesenen Tipps in deinem Alltag an. Werde achtsamer und forsche immer wieder nach dem dahinter liegendem Bedürfnis.

Wenn du häufig sehr emotionale Situationen erlebst, dann fordere doch eine Übung zur Reflektion und Analyse solcher Situationen an.

Bedürfnisse wahrnehmen - Selbstcoaching Übung bestellen

 

 

Ein Gedanke zu „Warum du deine eigenen Bedürfnisse oft nicht mehr wahrnimmst

  1. Derrek Antworten

    Hallo!

    Der Artikel gefällt mir sehr gut. Er erfüllt verschiedene meiner Bedürfnisse. „Eigenen Platz finden; Ordnung; Hilfe“. Vielen Dank.

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